Warum treten die Netzfrequenzschwankungen fast immer zur vollen Stunde auf?
Wenn Sie sich am Netzfrequenz-Newsletter-Infodienst anmelden, fällt Ihnen nach kurzer Zeit auf, dass fast alle markanten Netzfrequenzabweichungen zur vollen Stunde erkannt werden.
Grund ist der fahrplanmäßige Wechsel von Einspeiseleistungen großer Kraftwerke
Netzfrequenzverlauf 13.3.2019 (17:30 – 20:30 Uhr)
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Warum zeigt die Netzfrequenzsprungmeldung einen andere Netzlastdifferenz-Wert an als eine Netzfrequenztriggermeldung?
Die Netzlastdifferenz kann über eine einfache Formel berechnet bzw. abgeleitet werden:
Lambda ist der Netzlastkoeffizient, der diese Eigenschaft beschreibt. In Europa (ENTSO-E RG Continental Europe) liegt dieser Netzlastkoeffizient zwischen 15,33 und 16,67 (je nach ausgewählter Kennlinie). Die berechnete und auf der Netzfrequenzanzeige angezeigten Leistung stellt die Energiedifferenz im Stromnetz dar. Sie entspricht in etwa der primären Regelleistung.
Hinweis: In einigen Beschreibungen wird der Koeffizient auch in (MW/Hz) dargestellt.
Die Netzfrequenzanzeige und der Netzfrequenzinfodienst verwendete diese Ableitung zur Darstellung der primären Regelleistung und in der Auswertung des Netzfrequenzinfodienstes zur Bestimmung der Netzlastdifferenz.
Das nachfolgende Bild veranschaulichen die unterschiedlichen Auswertungen:
Bild: Auswertung Netzlastdifferenz
Die Ableitung der Netzlastdifferenz des Netzfrequenzsprungs verwendet die temporären höchsten Unterschied fmax ↔ fmin der Messdaten. Er ist also dynamisch und abhängig vom Verlauf der gesamten Frequenzkurve (der letzten 100s).
Der Netzfrequenztrigger verwendet dagegen immer die 50 Hz als statischen Vergleichsbezug.
Um die Unterschiede in der Meldung darzustellen, wird bei der Netzfrequenzmessung ein Δ vorangestellt:
Netzfrequenzsprungmeldung:
Netzfrequenz-Triggermeldung:
Wir bekommen immer wieder Rückmeldungen, dass die Meldung G1 und G2 eigentlich nicht „meldungswürdig“ sind, da sie unser Netzgebiet nicht betreffen.
Die Problematik:
Wir sehen eine mittelbare Beeinflussung durch die gesamteuropäischen Lastflüsse und damit eine mögliche Gefahr für unser Stromnetz. Durch den Ausbau der Gleichstrom-Seekabel durch die Nordsee (z.B. NordLink, Übertragungsleistung 1,4GW) wird ein Lastfluss der Verbundnetze RG Nordic und RG Continental Europe (UCTE) ermöglicht.
G1 oder G2 – Sonnenstürme können aber durchaus zu Problemen in sehr nördlich liegenden Netzgebieten führen. In langgestreckten elektrischen Leitern wie zum Beispiel Überlandleitungen können Ausgleichsströme von teils beachtlicher Stärke fließen, die zum Ausfall der angekoppelten Transformatorstationen führen können.
Werden in Norwegen oder Schweden die Verbundnetze durch Sonnenstürme gestört, kann das also Auswirkungen auf die Lastflüsse zwischen Skandinavien und Europa haben.
Wir sehen deshalb die Meldungen magnetischen Sturm (Sonnensturm) G1 und G2 für das Verbundnetz RG-CE (UCTE) normalerweise als „meldungswürdig“ an.
Ausnahme: Aufgrund der erwarteten hohen Meldungshäufigkeit während des Sonnenaktivitätsmaximums ab 2024 werden wir bei Bedarf vorübergehend Maßnahmen ergreifen, um den Versand der G1- und G2-Meldungen zu begrenzen.
Gesamte Infos mit Lastflussbeispiel hier